AdvoGraf

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AdvoGraf bei den Eremiten

Wir schreiben das Jahr 2000 n. Chr. Das ganze WWW linkt friedlich vor sich hin. Das ganze WWW? Nein... Denn AdvoGraf, ein kleiner unbeugsamer Anwalt, hört nicht auf, dem Frieden Widerstand zu leisten. Und das Leben ist nicht leicht für die Legionäre der befestigten Lager LibertasAnchoria(FFL), HatemelMea(SelfHTML), und PapyrusAbakusNovus(heise/c't)...

Nach den Geschehnissen der vergangenen Wochen ist der AdvoGraf sehr niedergeschlagen. Von trojanischen Pferden und Obelisken malträtiert, von Sohn und Weib hintergangen! Auch den scheinbaren Sieg über seinen Onkel hat er nicht so einfach weggesteckt. Schließlich nahm dieser fast den gesamten Inhalt des Tresorraums mit nach Amerika. Sein Vater, Graf Zahl, würde sich im Grabe umdrehen! So verbringt der AdvoGraf schon einige Tage der Trauer in seinem Kämmerchen eingeschlossen. Mit seiner e-Laute sitzt er auf dem Bettrand (es ist etwa das dreißigste Bett innerhalb weniger Wochen, so genau zählt das niemand...) und singt sich den Schmerz von der Seele:
"My money is over the ocean, my money is over the sea! Bring back, bring back, oh bring back my money to me..."

Es klopft.
"Papi? Wo bleibt mein Taschengeld?" ruft Mozillan durch die Tür.
"Verschwinde!" ruft der AdvoGraf. Und zu sich selbst:
"Äh... wo war ich eben? Shit."
So verlässt er zum ersten Mal seit Tagen sein Zimmer. Als er ins Wohngemach tritt, traut er seinen Augen nicht: Exlora und ein linker Typ sitzen in trauter Zweisamkeit auf dem Sofa.
"WAS ZUVIEL IST, IST ZUVIEL!" schreit er, den Tränen nahe. Etwas gefasster fügt er hinzu:
"Das wird Konsequenzen haben!"

Geknickt trottet er zurück in sein Kämmerchen und zückt seinen Taschenspiegel:
"Spieglein, Spieglein in der Hand, wo ist der stillste Ort im Land?"
"Hier, oh AdvoGraf, aber bei den weisen Greisen in den sieben Bergen ist es viel stiller!"
Der AdvoGraf packt seinen Koffer und macht sich auf die Reise.
Er durchwandert die sieben Berge und kommt schließlich dem Gipfel des höchsten Berges näher.
"Hallo, Hallodri!"
Der AdvoGraf guckt hoch und erblickt auf einem Felsvorsprung einen Mann mit langem weißem Bart, der scheinbar an ihm vorbeischaut. Der AdvoGraf dreht sich um, um seinem Blick zu folgen. Doch niemand ist dort.
"Meint er mich, der kleine Zwerg?" fragt der AdvoGraf.
"Meint er mich, der hochnäsige Hochwohlgeboren?" antwortet der Bärtige.
*grml* "Ich bin auf der Suche nach den weisen Greisen, nach Ruhe und nach Weisheit."
"Einen Greis hast du gefunden, Ruhe wirst du hier finden. Doch Weisheit suchst du nicht. Du willst nicht deinen geistigen Reichtum mehren. Du suchst nach neuen Wegen, deinen materiellen Reichtum zu vergrößern und deinen... *hüstel* 'Widersachern' eins auszuwischen, ist es nicht so?"
"Nun..."
"Ich höre...?"
"Video meliora proboque, deteriora sequor", (1) meint der Advograf.
"Oh, welche Selbsterkenntnis! Einsicht ist der erste Schritt zur Besserung! Folge mir."

Sie gehen eine Weile und kommen schließlich zu einer Höhle. Vor derselben liegt noch ein weiser Greis gelangweilt im Gras, das Kinn in die Hand gestützt und an einem Hanfblatt kauend. Ein weiterer schwebt im Schneidersitz knapp über dem Boden, dem AdvoGraf den Rücken zugekehrt:
"Da schau her. Der arrogante Aristokrat beehrt uns!"
"Welch Ignoranz in unserer Hütte", dringt es aus dem Inneren der Höhle.
Ungläubig schaut er auf das Hanfblatt.
"Wir nennen es Blatt der Erleuchtung", wird ihm erklärt.

Nach einigen Tagen inniger Meditation und Entspannung geht der AdvoGraf auf die Eremiten zu und erzählt ihnen sein Leid:
"Mein Onkel hat mich schändlich betrogen! Ich will mein Geld zurück!"
"Tja..."
"Hmm..."
"Mhm..."
"Sein..."
"..oder nicht sein..."
"...das ist hier die Frage!" (2) philosophieren die weisen Greise.
"Was soll das Gelaber? Natürlich ist es mein Geld! Auf ehrliche und ehrbare Weise verdient!" entrüstet sich der AdvoGraf.
"Tja..."
"Hmm..."
"Mhm..."
"Ehrlich? Vielleicht..."
"Ehrbar? Kaum..."
"Nicht wirklich..."
"Gewiss gewissenhaft, doch ohne Gewissen!"
"Hey, ich will wissen, wie ich meiner Arbeit Früchte schützen kann, und ihr diskutiert hier über die Ehrbarkeit dieses Unterfangens." (3)

"Wir diskutieren nicht darüber..."
"Wir haben eine feste Meinung!"
"Fest. Und sehr hart", grinst einer der Eremiten.
"Zweimal hast du den Stein der W... den Zorn der Götter gespürt."

Der AdvoGraf runzelt die Stirn:
"Ihr wart das? Ich glaub' ich spinne!"
"Nun, das glauben wir schon lange."
"Und wir haben zu drastischen Gegenmaßnahmen gegriffen!"
"Aber... Obeliske?" fragt der AdvoGraf ungläubig und verstört.
"Nun..." meint der Älteste, der bisher geschwiegen hatte, mit ernster Miene, "wir sind nicht nur weise, wir haben auch Humor."
Die anderen dagegen können kaum mehr an sich halten:
"Und manchmal... wuahahaha..."
"Manchmal kauen wir auch ein wenig zuviel am Blatt der Erleuchtung."
"Huhuhu!"
Lachend kugeln sie auf dem Boden herum.
"Nimm's nicht tragisch", tröstet ihn der Älteste, der nach wie vor mit ernster Miene dasitzt.
"Justiz ist, wenn man trotzdem lacht!"

Wutschnaubend macht sich der AdvoGraf wieder auf den Heimweg.
Wie ungerecht ist doch die Welt!


(1) lat.: Ich sehe das Bessere und lobe es; dem Schlechteren folge ich. (Ovid, Verwandlungen, 7,20)
(2) "His or not his, that is the question!" So oder ähnlich von Shakespeare verwendet.
(3) siehe z.B. http://www.teamone.de/selfhtml/sfarchiv/2000_2/t12843.htm#a65741

 

 

 

 
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