Interview mit P. L. Agiatus
AdvoGraf ist es in zähen Verhandlungen gelungen, die Rechte am Vorabdruck des neuen Machwerks
von P. L. Agiatus für lau zu erhalten. Das mit Spannung erwartete Buch, an sich vorgesehen
für die nächste Buchmesse, kommt nun doch schon deutlich früher auf den deutschen
Markt.
In den kommenden Wochen werden wir daher auf AdvoGraf eine bearbeitete und leicht gekürzte Fassung
veröffentlichen.
Den Promotionauftritt von P. L. Agiatus in der wöchentlichen Talkshow "Wer will das
wissen?" von Mirinda de Lol nutzte das AdvoGraf-Team, um vor der Aufzeichnung der Sendung mit dem Autor
ein kurzes Interview über sein Buch, "Die Entführung der Explora S. Homeless letzter
Fall" zu führen.
AdvoGraf: P.L. Agiatus, zunächst vielen Dank, dass Sie sich so spontan
zu einem Interview bereit erklärt haben.
P. L. Agiatus: Keine Ursache. Ich freue mich, dass sich AdvoGraf an dem
Experiment einer Erstveröffentlichung im Netz beteiligt, und natürlich auch, dass mein Verleger da
mitspielt.
AdvoGraf: P.L. Agiatus, dass Sie als anerkannter Sachbuchautor sich mit
"Die Entführung der Explora S. Homeless letzter Fall" an einem Roman versuchen
würden, hat ja doch viele Ihrer Fans und treuen Leser überrascht. Wie kam es dazu?
P. L. Agiatus: Als reinen Sachbuchautor habe ich mich eigentlich nie gesehen.
Im Gegenteil, ich verwende regelmäßig eigene Erfahrungen in meinen Büchern. Zudem wollte ich
natürlich auch einmal eine größere Leserschaft erreichen.
AdvoGraf: Das glauben wir gern, schon wegen der Tantiemen. Können
Sie unseren Lesern ein paar Beispiele für eigene Erfahrungen in Ihren Büchern nennen?
P. L. Agiatus: Nun, da wäre natürlich als erstes "Opium
für's Volk wagen" zu nennen, das ich allerdings gerade wegen der dokumentierten Selbstversuche nur
im Eigenverlag herausbringen konnte. Das Thema Drogen war in den frühen Siebzigern zwar angesagt, kam
aber für die eher konservativen Buchverlage wohl doch, sagen wir 'mal, überraschend. Aber auf dem
Index konnte man schon immer recht gut leben, was schließlich auch die Verkaufszahlen dieses Erstlings
belegen. Für "Wodka Mömmelmann Prozente gehen immer" haben sich die Verlage
dann schon deutlich mehr interessiert.
AdvoGraf: Und wo haben Sie da das Autobiographische eingebaut?
P. L. Agiatus: Natürlich war das zunächst eine Abrechnung mit der
verlogenen Moral der Liberalen in der Bundesrepublik, ein Rückblick und eine Prognose zugleich. Der Weg
zu 18% führt aber eben über 3, daran kann man auch mit Fallschirm nichts ändern. Aber wenn
Sie bei dem Thema nicht voll sind, dann ertragen Sie diese Erkenntnis einfach nicht. Der Entzug war dann ja auch
recht schmerzhaft. Die betreffenden Passagen vergleiche ich bezüglich der Qualität daher durchaus mit
dem "Trinker".
AdvoGraf: Dieses Werk hat dann ja zu einer scharfen Auseinandersetzung
geführt, vor allem, als Sie sich zu einigen Äußerungen über die RAF haben hinreissen
lassen. Sie haben Fischer in Schutz genommen.
P. L. Agiatus: Nun, das ist Gott sei dank lange vorbei, so etwas würde ich
heute nicht mehr machen. Ich war damals allerdings auch sehr idealistisch geprägt, schon vom Elternhaus
her. Aber Sie haben grundsätzlich recht, ich will das hier deshalb auch gar nicht beschönigen.
Anderseits haben sich meine Analysen zur deutschen Parteienlandschaft letztlich, wenn auch verspätet, ja
leider vollständig bewahrheitet.
AdvoGraf: Sie spielen sicher auf Ihre Fundamentalkritik an, die Sie mit spitzer
Feder in "Schwarze Koffer Innenansichten einer konservativen Partei" veröffentlicht
haben?
P. L. Agiatus: Genau. Das hat seinerzeit viel Wirbel gemacht, war für das
Publikum wohl auch schier unglaublich. Heute wissen wir, dass dies geradezu prophetisch war, der Treffer des
Jahrhunderts, wenn Sie so wollen. Genauso übrigens wie mein Buch "Grüne Hölle
Brüssel und die Landwirtschaft" den BSE-Skandal mit all seinen unappetitlichen Zügen
vorwegnimmt. Da wird noch einiges auf uns zukommen.
AdvoGraf: Wahrscheinlich. Und nun also, nach Jahren schriftstellerischer
Abstinenz, ein Roman. Erzählen Sie uns etwas dazu, bitte. Wie muss man sich die Arbeiten an diesem
Buch vorstellen?
P. L. Agiatus: Die Recherchen für mein Skript zu
"Silverspoon", dem neuen Bond-Film mit P. Broeselman in der Hauptrolle, hatten mich an verschiedene
Schauplätze auf der ganzen Welt geführt. Ich recherchiere und schreibe grundsätzlich an
Originalplätzen, schon wegen der Atmosphäre, da bot sich eine gewisse Resteverwertung des
Materials geradezu an. Und einige Begebenheiten, die ich hier nicht ausführen will, führten dann zu der
Story, die ich dann in einer Berghütte eines Freundes eher altmodisch zu Papier brachte.
AdvoGraf: Es ist ja doch eine sehr verworrenen Kriminalgeschichte
geworden?
P. L. Agiatus: Ja, Explora wird entführt, insofern ist das natürlich
ganz vordergründig eine Kriminalgeschichte. Aber auch eine von Liebenden, von Menschen, die sich
unabhängig von Zeit und Raum einander verbunden fühlen, und dabei hoffen und bangen; und letztlich
allen Widrigkeiten und Widerwärtigkeiten einigermaßen erfolgreich trotzen. Natürlich nicht ohne
Blessuren, das ist klar.
AdvoGraf: Das kommt in dem Buch, das ja durchaus spannend geschrieben
ist, auch sehr gut 'rüber. P.L. Agiatus, haben Sie auch für die "Explora S." wieder
autobiographisches Material verwendet, oder ist das vollständig erfunden?
P. L. Agiatus: Die Familiengeschichte, die so nebenbei berichtet wird, ...
AdvoGraf: Sie sprechen von Groithenraff?
P. L. Agiatus: Ja, natürlich, also diese Geschichte, hat zum Teil auch
reale Bezüge. Meine zweite Frau ist ja eine geborene von Winkelzug. Da gibt es die eine oder andere
Begebenheit, die man ausschlachten kann, und die auch Eingang in das Buch gefunden haben. Das können
Sie eigentlich gar nicht vermeiden. Aber Details würden hier wirklich zu weit führen. Und natürlich
muss ich auch die Interessen der Familie wahren. Wissen Sie, ich bin ja regelmäßig bei meinen
Schwiegereltern zu Gast, da möchte ich mich hier jetzt nicht zu sehr über meine Methoden
auslassen.
AdvoGraf: Natürlich. Eine letzte Frage: was plant P.L. Agiatus als
nächstes?
P. L. Agiatus: Nun, heute spricht ja alles von den neuen Medien, vom Internet
und so weiter. Vielleicht schreibe ich einmal ein Handbuch zu HTML, das auch meine Frau versteht.
Zunächst aber befasse ich mich mit einem weiteren Kriminalfall unter dem Titel "New Economy
Software die sich in Luft auflöst".
AdvoGraf: P.L. Agiatus, wir danken für dieses Gespräch.
Lob, Kritik, Anregungen: Ihr Feedback an
P. L. Agiatus.
Illustrationen: Uli Hesse
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